Bioenergie Tägerwilen

Mit dem Bau der Biogasanlage in Tägerwilen ist ein absolutes Novum im Thurgau entstanden. Es werden hier sowohl Grüngut aus der kommunalen Sammlung, Landschaftspflegematerial, Gartenabfälle, Rüstabfälle, sowie Abfälle aus Landwirtschaft und Tierzucht nach dem kantonalen Biomassekonzept verwertet. Die bestehende Kompostieranlage wurde in die Anlage integriert.

Die Anlage der Bioenergie Tägerwilen AG versorgt über die Einspeisung von Biomethan in das regionale Gasnetz der Technischen Betriebe Kreuzlingen die umliegenden Gemeinden im Thurgau mit erneuerbarem Gas. Dies unterstützt die Strategie der Schweizer Gaswirtschaft, den Anteil von nachhaltig produziertem Gas bis 2030 signifikant zu erhöhen.


Kreislaufwirtschaft

Verwertung von Biomasse im Thurgau

Im Kanton Thurgau werden jährlich etwa 49.000 t allein an Grüngut zu den Sammelplätzen geliefert. Die Sammelplätze geben die biogenen Abfälle an einen der knapp 40 Verarbeitungsbetriebe, oft noch Feldrandkompostieranlagen ab. Nur etwa ein Fünftel der Betriebe sind Vergärungsanlagen, welche das Grüngut energetisch verwerten könnten, aber vom Anlagentyp her nicht geeignet sind.Entsprechend des Biomassekonzepts des Kantons Thurgau, soll vermehrt Biomasse für die Vergärung verfügbar gemacht und auch möglichst lokal zur Energienutzung verwertet werden. In der Grüngut-Vergärungsanlage in Tägerwilen, direkt neben dem Kompostierplatz, wird das angelieferte Grüngut nun zuerst energetisch und danach stofflich verwertet. Somit ist sichergestellt, dass gemäß des Biomassekonzeptes auch die Nährstoffe dem natürlichen Kreislauf zurückgegeben werden. Das produzierte Biogas wird zu Biomethan aufgereinigt und in das Kreuzlinger Erdgasnetz eingespeist.

Kompostieranlage als Basis

In Tägerwilen bieten sowohl Standort als auch Betriebsablauf der vorhandenen Kompostieranlage ausgezeichnete Voraussetzungen für die Einbindung einer Feststoffvergärungsanlage. Heute werden etwa 6.000 t/a Grüngut aus den umliegenden Gemeinden auf dem regionalen Kompostplatz in Tägerwilen zu Kompost verarbeitet. Herzstück der Anlagen ist eine vertikale Mischschnecke, welche für ideale aerobe Bedingungen sorgt. Der Umsetzprozess erfolgt vollautomatisiert und mannlos. Die Anlage ist in den letzten Jahren zu einem in der Region anerkannten Komposttierwerk herangewachsen.

Schweizer Biogas aus der Nachbarschaft

Mit dem Bau der Biogasanlage in Tägerwilen ist ein absolutes Novum und Leuchtturmprojekt im Thurgau entstanden. So werden hier erstmals sowohl Grüngut aus der kommunalen Sammlung, Landschaftspflegematerial, Gartenabfälle, Rüstabfälle, sowie Abfälle aus Landwirtschaft und Tierzucht nach dem kantonalen Biomassekonzept verwertet. Die bestehende Kompostieranlage wurde in das Anlagekonzept integriert. Das benötigte Grüngut wird mit kurzen Wegen direkt aus Kreuzlingen, Tägerwilen, Bottighofen und näherer Umgebung angeliefert und verarbeitet. Und ganz nebenbei eröffnen sich interessante Möglichkeiten zur Herstellung von bodenverbesserndem, humusbildendem Kompost für den Hobby- und Landschaftsgärtner.

Neuartige Technologie: Innovativ, ökonomisch und ökologisch

Mit der neuen Biogasanlage zur Feststoffvergärung in Tägerwilen wird Biogas, produziert aus lokalem Grüngut, in das Gasnetz der Technischen Betreibe Kreuzlingen (TBK) eingespeist - zudem schreibt die neuartige Anlage Thurgauer Biogasgeschichte! So ist sie die erste ihrer Art im Thurgau, die sowohl Grüngut als auch biogene Reststoffe inklusive strohhaltiger Abfälle nach dem kantonalen Biomassenkonzept verwertet - und über eine integrierte Kompostieranlage verfügt. Doch wie genau entsteht Biogas? Welche Verfahren gibt es? Und wie hängt dies alles mit dem neuen Energiegesetz zusammen?

Verfahren zur Gewinnung von Biogas

Um in Tägerwilen Biogas zu gewinnen wird die Trockenvergärung eingesetzt.

Ein Radlader stapelt das Substrat in den nächsten freien Garagenfermenter. Dieser wird durch ein Tor mit aufblasbarer Dichtung gasdicht verschlossen. Anschließend wird die Prozessflüssigkeit Perkolat in den Kreislauf geführt, die Biomasse beregnet und somit der Abbauprozess der stapelbaren Biomasse in den Fermenterboxen zu Biogas gestartet und aufrechterhalten. Dieser Perkolatkreislauf sorgt dafür, dass relevante Mikroorganismen, Feuchtigkeit, Wärme und essenzielle Nährstoffe gleichmäßig im Biomassehaufen verteilt werden. Das organische Material wird während der gesamten Verweilzeit von 21 Tagen nicht bewegt. Deshalb benötigt die Feststoff-Vergärung keine aufwändige und anfällige Pump- und Rührtechnik. Pro Woche werden ein bis zwei Fermenterwechsel, bestehend aus Entleerung und Neubefüllung, durchgeführt. Durch ein versetztes Befüllen der Fermenterboxen kann so eine weitgehend konstante Gasproduktion sichergestellt werden. Eine Vorbehandlung, wie z.B. Zerkleinerung der Substrate, ist in der Regel nicht notwendig.

Speicherung und Gasaufbereitung

Das gewonnene Biogas wird in einem Gasspeicher zwischengespeichert. Das Roh-Biogas wird in einer Biogas-Aufbereitungsanlage zu Biomethan in Erdgas-Qualität (>96 % Methan) aufbereitet und wird anschließend direkt ins Gasleitungsnetz der Technischen Betreibe Kreuzlingen (TBK) eingespeist. Auf diesem Weg kann Biogas allen TBK Kunden zur Verfügung gestellt werden, die auch Erdgas nutzen. Seit Januar 2020 enthält das TBK Gas in der Grundversorgung bereits einen festen Biogasanteil von 10%. Das heißt, der Gasverbrauch ist bereits zu 10% erneuerbar. Künftig können Abnehmer und Kunden den Biogasanteil individuell anpassen, pro Gasanschluss auf 20%, 40% oder 100%.